Dieser Beitrag ist ursprünglich am 14. November 2023 im Rahmen meines ehemaligen Newsletters „und die übrigen Dinge“ veröffentlicht worden. Ich möchte meine alten Texte archivieren und habe mich deswegen entschieden, die alten Ausgaben auch hier zu veröffentlichen. Sie sind etwas persönlicher – von nun an wird es aber wieder vermehrt um die Themen Selbständigkeit und Creator Economy gehen.

Im Rahmen eines Online-Vortrags bin ich vor ein paar Wochen das erste Mal über den Begriff der Folgenlosigkeit gestolpert (und während ich diese Zeilen tippe, erscheint die rot-gekringelte Linie unter diesem Wort. Das ist doch der Beweis: das kann es nicht geben!). Und dieses Thema hat mich seither so beschäftigt, dass ich meine Gedanken dazu mit Euch teilen möchten.

Eine Handlung ohne Folgen. Ein Leben ohne Folgen. Was macht diese Vorstellung mit uns? Bei dem Online-Vortrag waren die Gefühle unter den Zuhörer*innen gemischt: Für manche hat sich das Gefühl der Ohnmacht eingestellt, der “Nutzlosigkeit”. Frei nach der Frage: Welchen Wert hat unser Handeln, wenn nichts Beständiges dabei rumkommt?
Ich persönlich habe in der Vorstellung eine Art “Vakuum der Möglichkeiten” gesehen – eine Spielwiese, in der ich mich ausprobieren könne, ohne negative Folgen zu fürchten. Narrenfreiheit vielleicht?
Was passiert bei Dir?

Nun möchte ich das Ganze in den Kontext setzen. Das Prinzip – oder die Schule – der Folgenlosigkeit wurde vor ein paar Jahren vom Architekten und Design-Philosophen (ja, gibts) Friedrich von Borries geprägt:

„Wie sähe ein Leben aus, das (…) möglichst folgenlos bleibt? Könnte Folgenlosigkeit ein neues regulatives Ideal werden, wie Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit, unerreichbar, aber dennoch erstrebenswert? Welche Auswirkungen hätte ein solches Streben auf die materielle und immaterielle Gestaltung unseres Alltags, auf die Wirtschafts- und Sozialordnung (…) und die Art, wie wir miteinander umgehen?“

Friedrich von Borries

Folgenlosigkeit ist also nicht nur eine persönliches Gedankenexperiment, sondern auch ein Weiterdenken (oder Gegenbeispiel) der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit. Das Wort zeigt ja schon, dass es um Fortbestehen und Beständigkeit geht. Etwas schöpfen und erhalten. Bei der Folgenlosigkeit dagegen, geht es um das Handeln, das keine negativen Folgen für uns, unsere Mitmenschen und Umwelt hat. Und so denken wir eben auch an Dinge, die wir sein lassen – eine Handlung, die wir nicht ausführen und die so folgenlos bleibt.

Ich weiss, da kann sich jetzt der Kopf drehen… Alles sehr theoretisch. Aber im Jahr 2022 hat eine ganze Stadt sich im Rahmen eines Kunstprojektes dieser Aufgabe gestellt: Heilbronn ist für ein Jahr Hauptstadt der Folgenlosigkeit geworden und hat sogar ein Stipendium in Höhe von 5.000€ fürs Nicht(s)-Tun ausgeschrieben. Es gibt auch eine App, die gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung entwickelt wurde und die verschiedenen Stufen der Folgenlosigkeit mit praktischen Übungen verbindet (Android & iOS).

Wie sieht mein Leben aus, wenn es folgenlos bleiben würde? Muss ich dafür nicht mein Ego überwinden? Und geht das nicht im Fundament auch komplett gegen unseren evolutionären, biologischen “Auftrag”? Diese Idee ist ein Ideal, ein Zustand, der erstrebenswert, aber nicht erreichbar ist. Und durchaus dazu anregt, die eigenen Handlungen zu hinterfragen. Wo könnte ich noch etwas folgenloser handeln? Welche Folgen nehme ich bewusst in kauf, auch wenn ich weiss, dass sie vielleicht negativ für mich, meine Mitmenschen und die Umwelt sind? Was kann ich sein lassen?

Das sind Überlegungen, die ich durchaus auch in meinen Arbeitsalltag überführen möchte. Nicht nur, wenn es um generelle geschäftliche Entscheidungen meiner Selbständigkeit geht, sondern auch in der inhaltlichen Arbeit für mich selbst und meine Klient*innen.

Weniger negative Folgen, dafür mehr positiver Impact.

Übrigens ist aus dem Stipendium das Nicht(s)-Tun-Kollektiv hervorgegangen. Eine Gruppe toller Menschen, die bei einem Teil ihrer Arbeit genau eins nicht tun: abrechnen. Ein Koch, der Familien umsonst zeigt, wie sie aus den Resten ihrer Lebensmittel gesunde Mahlzeiten kochen können. Auch eine Fotografin, Beraterin und ein Krankenpfleger sind dabei. Diese Idee ist so schön, dass ich sie auch übernehmen möchte – und mich beizeiten wieder bei Euch melde, wenn mein Angebot dazu konkreter wird.

Wrap-Up

oder: was ist letzte Woche passiert?

Selbständigkeit

Bei einem großen Projekt eines Klienten von mir gehen wir nach mehreren Monaten nun in den Countdown der letzten Wochen. Da ich letzte Woche aber krank geworden bin, habe ich die Prioritäten neu sortiert und nur halbtags gearbeitet – was erstaunlich gut funktioniert hat!

Bei meinem eigenen Business habe ich mich am Wochenende endlich auf den Hosenboden gesetzt und meine Content-Formate überarbeitet. Komisch, dass das, was mir anderen so leicht fällt und mir am meisten Spaß macht, genau das ist, was ich für mich selbst immer auf die lange Bank schiebe… Dieses Wrap-Up hier ist eine meiner vielen Ideen gewesen. So stay tuned!

Studium

Und hier soll es in Zukunft ein paar Einblicke in meinen Uni-Alltag geben. Der letzte Woche zum Glück recht dünn ausfiel: neben meinem Seminar für Change- und Qualitätsmanagement hatten wir eine spannende Keynote der Kommunikationsagentur Brai’n’dead. Die Gründer Sascha Winkler und Constantin Hochwald sind nämlich gerade dabei Branche und Brands zu erklären, dass die Metal-Community nicht zu unterschätzen ist – und wer damit eigentlich gemeint ist. Dazu noch der tolle Titel “From Moshpit to Market Share”. Ich bin Fan.

Fundstücke der Woche

  • Über Emma Gannon und ihre Idee des Multi-Hyphen-Lifestyles habe ich schon einmal geschrieben. Seitdem bin ich Fan und freue mich jede Woche über ihren Newsletter! In der aktuellen Ausgabe ruft sie zum Pitch auf, weil sie eine Urlaubsvertretung für ihre Flitterwochen braucht. Und nebenbei gibt’s praxisnahe Tipps, wie eine gelungene Pitch-Email überhaupt aussieht.
  • Auch von Kato bin ich Fan – nicht nur weil sie mir Sticker geschickt hat. Sondern auch weil sie unglaublich guten Humor hat. Zum Beispiel wenn sie erklärt, wie lächerlich dieser Fokus auf Pain-Point-Marketing klingt, wenn man ihn beim Bäcker ausprobiert.
*Reupload* Stell Dir vor, Deine Handlungen hätten keine Folgen. Was macht das mit Dir?

Das wird keine Folgen haben!

WUSSTEST DU,

dass ich auch einen Newsletter habe? Alle zwei Wochen schreibe ich über meine Selbständigkeit, meine Learnings und geben konkrete Einblicke in die Zahlen hinter den Kulissen.

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