Dieser Beitrag ist ursprünglich am 07. November 2023 im Rahmen meines ehemaligen Newsletters „und die übrigen Dinge“ veröffentlicht worden. Ich möchte meine alten Texte archivieren und habe mich deswegen entschieden, die alten Ausgaben auch hier zu veröffentlichen. Sie sind etwas persönlicher – von nun an wird es aber wieder vermehrt um die Themen Selbständigkeit und Creator Economy gehen.

Ich hatte am Wochenende Geburtstag. Ich bin jetzt 29 Jahre alt – das heißt, dass es nur noch ein Jahr ist, bis zur “Großen 3”.

Ich mag diesen Ausdruck nicht. Er wird mir hinter vorgehaltener Hand zugeraunt, ein kollektives Bedauern im Unterton. Ganz so, also stecke dahinter ein nur halb ironisches “Tja, die goldenen 20er sind jetzt vorbei. Der Ernst des Lebens beginnt, am besten hast Du Deine Schäfchen schon ins Trockene gebracht und bist schon auf steilem Weg nach oben auf der Karriereleiter. Und das Thema Familie kommt ja dann auch ganz schnell. Genieß das letzte Jahr der Narrenfreiheit. Danach kommt nichts Neues mehr. Haha. Die Große 3!!1!11! Haha.”

Es kann sein, dass ich hier vielleicht ein bisschen übertreibe. Das könnte daran liegen, das im Bezug auf dieses Thema zwei Herzen in meiner Brust schlagen: Ich schaue auf die letzten 9 Jahre – meine 20er – zurück, und habe zum einen das Gefühl, dass ich nicht schlauer bin, als damals. Ich fühle mich nicht “erwachsener” als mit 20, als ich gerade meinen Bachelor gemacht habe und erstmal vor der Entscheidung stand, was es denn nun werden soll. Also eigentlich egal, ob 29 oder 19, oder?

Auf der anderen Seite schaue ich zurück, und ja, ich empfinde ein gewisses Bedauern. Habe ich diese Zeit wirklich in vollen Zügen ausgekostet? Reicht das eine Jahr, um das noch in der “richtigen” Alterskohorte nachzuholen? Dann fühle ich mich viel älter, als ich eigentlich bin und habe Angst, dass es das war. Dass der Moment, in dem ich mit etwas weniger Verantwortung und Sorgen einfach in den Tag hätte leben können, vorbei ist. Und eben nicht mehr wiederkommt.

Kein Auslandssemester, keine wilde Studentenzeit, keine Festivals, kaum Fotos, keine große Freundesgruppe – und vor allem keine Benachrichtigung, dass Instagram mich daran erinnern will, was für einen Spaß ich mit 24 hatte.

Vergleichen wir doch mal

Diese verdrehte Nostalgie für meine 20er wirft bei mir nun zwei Fragen auf: Warum habe ich diesen bittersüßen Nachgeschmack, wenn ich an diese vergangene Zeit denke? Und steht es wirklich so schlimm, um die 30er, wie das Klischee uns glauben lassen will?

Es ist der Vergleich. Dieses ständige nach links und rechts schauen. Darauf, was andere erlebt oder “erreicht” haben. Oder vielmehr: darauf, was andere (mit-)teilen, was sie erlebt oder “erreicht” haben. An guten Tagen kann das eine Inspiration sein, aber an vielen Tagen nagen diese Vergleiche an mir.

Dabei betrachte ich weder meine Altersgenossen noch mich selbst mit dem eigentlich nötigen ganzheitlichen Blick. Ich denke eben nicht daran, dass wir in der Regel nur die Highlights unserer Mitmenschen sehen. Und gleichzeitig bedenke ich auch nicht die Umstände, unter denen ich meine 20er erlebt habe. Denn unser Leben findet ja nicht im Vakuum statt, auch wenn die akkuraten Spiegelstriche in unserem Lebenslauf uns das gerne glauben lassen wollen.

Zwischen den Zeilen und Zeichen stecken Phasen der Herausforderung, des Ausruhen, des Suchens, der Belastung, der Anspannung. Des Sich-Neu-Erfindens, Neu-Anfangs, Sich-Selbst-Zusammenreißen, Andere-Halten. Und das kann manchmal bedeuteten, dass es eben weniger “Golden Twenties”-Feeling gab.

Happy Days

Und gleichzeitig sind diese Zeiten – gerade für mich – eine Basis, auf die aufbauen kann. Ich habe mir in den Zwanzigern ein Fundament gegoßen, das nun richtig was aushält. Und ich habe die Erfahrungen, die mich nicht nur groß sondern auch realistisch träumen lassen. Es stellt sich die Vorfreude auf die 30 ein.

Eine Studie der spanischen Universität Vigo zeigt sogar, dass die glücklichste Zeit des Lebens im Alter von 30 – 34 Jahren empfunden wird. Das bedeutet für mich persönlich: die 29 ist nicht das Jahr, um meine 20er nachzuholen, sondern um Anlauf auf die 30er zu nehmen.

Fundstücke der Woche

  • Geburtstage können auch an die eigene Vergänglichkeit erinnern. Ich hab mir also mal wieder “Und täglich grüßt das Murmeltier” (1993?!) angeschaut und bin auf diesem Ohrwurm hängengeblieben.
  • Mein Reel der Woche. Ein wahres Spirit-Animal.
  • Sind wir uns einig, dass die Idee zu diesem Kinderbuch ein bisschen genial ist?
*Reupload* Ein Geburtstag mit Blick auf das Jahresende gibt mir immer Anlass, um das eigene Leben mal wieder genauer zu betrachten und eine Bestandsaufnahme zu machen.

Happy 29 to me

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dass ich auch einen Newsletter habe? Alle zwei Wochen schreibe ich über meine Selbständigkeit, meine Learnings und geben konkrete Einblicke in die Zahlen hinter den Kulissen.

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