Dieser Beitrag ist ursprünglich am 19. August 2023 im Rahmen meines ehemaligen Newsletters „und die übrigen Dinge“ veröffentlicht worden. Ich möchte meine alten Texte archivieren und habe mich deswegen entschieden, die alten Ausgaben auch hier zu veröffentlichen. Sie sind etwas persönlicher – von nun an wird es aber wieder vermehrt um die Themen Selbständigkeit und Creator Economy gehen.

Ob auf beruflicher, finanzieller oder persönlicher Ebene: kaum ein Konzept hat mich so nachhaltig geprägt, wie das des Multi-Hyphenate Lifestyles. Aber warum haben Bindestriche das Potenzial so lebensverändernd zu sein?

Vor ein oder zwei Jahren war ich mal wieder in einer ausgiebigen YouTube-Spirale versumpft, als ich über einen TEDTalk gestolpert bin, der mich nachhaltig beeinflusst hat. Als die ca. 13 Minuten vorbei waren, musste ich erstmal tief durchatmen, weil ich immer wieder unwillkürlich die Luft angehalten hatte. Ich bin mit einem Konzept vertraut gemacht worden, dass meine Sicht auf Arbeit, den beruflichen Werdegang und das Leben an sich ungemein geprägt hat.

In der Recherche für diesen Blogartikel habe ich den Talk natürlich nicht wiedergefunden, aber ich habe beschlossen, dass ich dieses Thema trotzdem vorstelle: der Multi-Hyphen Lifestyle – oder im Deutschen: das Mehrere-Bindestriche-Leben. Nicht ganz so sexy, aber etwas besser zu verstehen.

Der Begriff “Multi-Hyphenate” wurde von der britischen Autorin Emma Gannon definiert, die die “Slashie”-Bewegung weiterdenken wollte. Sie schreibt: “Beim Multi-Bindestrich Lifestyle geht es um einen Mischmasch von Projekten, die mit ihren differenzierten Einkommensströmen das Gehalt wettmachen, dass von einer einzigen Quelle kommt.”

Jetzt könnte man meinen, dass diese Bindestrich-Karrieren nur zum Ziel haben, die vermeintliche Sicherheit eines Jobs oder einer Anstellung in eine Streuung des Risikos zu verwandeln. Und wenn man an diesem Punkt stehen bleiben möchte, dann ist das ja auch schonmal ein guter Gedanke: Wie “sicher” ist mein einzelnen Gehalt wirklich? Wie könnte ich mir selber kleine Rettungsschirme für den Notfall basteln?

Aber es geht um mehr als den finanziellen Aspekt: In unserer heutigen Arbeitswelt, die von Projektarbeiten, Flexibilität und neuen Technologien (”Hallo, ChatGPT!”), brauchen wir einen neuen Ansatz, wie Menschen arbeiten und dabei Sinn finden. Wenn Millenials und die Gen Z nach Purpose rufen, hört man oft den Satz:” Finde Deine Leidenschaft!” Und vielleicht noch den schönen Appendix: “Liebe was Du tust und Du wirst keinen Tag mehr arbeiten.”

Diese Herangehensweise hat mich jahrelang ziemlich unter Druck gesetzt. Wann finde ich diese Leidenschaft denn endlich? Und welche Leidenschaft ist so groß, dass ich jetzt schon weiss, dass ich die gleiche Sache die nächsten 40 Jahre machen will? Und genau deswegen, war dieser TEDTalk so augenöffnend: Es gibt ein Wort, für die Art und Weise, wie ich arbeiten und leben möchte. Viele Dinge ausprobieren, sich nicht auf das Eine festlegen und erst recht nicht nur die eine Facette meines Lebens als Schild vor mir her tragen. Ich bin vieles und vereine verschiedene Aspekte, Interessen und Leidenschaften in meiner Person.

Welche Leidenschaft ist jetzt schon so groß, dass ich jetzt schon weiss, dass ich ihr die nächsten 40 Jahre nachgehen will?

Und vor allem ist dieser Ansatz nicht nur in der Arbeitswelt spannend: Bestimmte Arbeitsbereiche erfordern Expertenwissen und vielen Menschen sind mit ihrem einzelnen Job auch sehr glücklich. Aber es muss ja auch nicht nur um Geld und Berufe gehen. Emma Gannon schreibt ja auch vom Lifestyle: Wir dürfen unsere Hobbys, Engagements und persönlichen Projekte genauso in unsere Bindestrich-Leben einfließen lassen. Und hinten noch einen offenen Bindestrich anhängen: wer weiss, was da noch kommt?

*Reupload* Nach 3,5 Jahren Selbständigkeit, fällt es mir immer noch schwer, mich komplett festzulegen, was ich eigentlich mache. Das Konzept einer Bindestrich-Karriere hat mir die Augen geöffnet - und entspannt.

Multi-Hyphenate. Oder: Warum ich Bindestriche liebe

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